30.6.05

fahrräder und sonnenstich

Bei der Fahrradversteigerung des Ordnungsamts (lange Reihen einst geklauter Räder) statt einem Fahrrad einen Sonnenbrand geholt. Bei kaltem Wind. Und ganz umsonst.

fast hätt's geklappt
zum ersten zum zweiten zum -
da bietet wer mehr!

26.6.05

mitternachtsblau

Der Himmel ist mitternachtsblau und der Horizont immer noch hell, die Sterne leuchten in einer nie – zumindest nicht von mir – gesehenen Reinheit, die Lichter der Boote spiegeln sich im Fluss, das Glück auch, und es gibt Pommern, die mit mir, einer Fremden, reden.
Eine tolle Bar gibt es da in der Museumswerft, romantisch am Ryck gelegen, und eine tolle Schauspielerin gibt es da vom Theater Greifswald, die Frau vom Meer, wie man hört, die Colette so liest, dass die LeserInnen versinken in ihren Wortwellen, dass es nichts gibt außer dieser Stimme und dieser Geschichte, merkwürdig, noch nie hatte ich das Gefühl einer solchen Intimität mit einer Romanfigur, vielmehr Geschichtenfigur, normalerweise mag ich keine Lesungen aus "zweiter Hand" bzw. Stimme, v.a. nicht von Schauspielern, weil sie allzu oft übertreiben und sich vom Theatralischen zu sehr fortreißen lassen, aber so eine ganz feine Interpretation macht die papierene Geschichte lebendig in einer ganz anderen Weise, als wenn man man sie selbst läse.
Und draußen, wie gesagt, ein samtiger Himmel, Wasser, ein paar Lichter und die Sterne – sonst nichts. Oder doch: der reine Atem der Nacht.

Von den Temperaturen wollen wir schweigen.

23.6.05

nachtfalterblau

Es gibt sie also wirklich, diese windstillen Sommerabende, in denen es nicht dunkel wird vor 11 oder halb 12 in der Nacht – und auch dann: So ein reines, so ein sattes, so ein klares Nachtfalterblau hab ich noch niemals gesehen an einem Himmel und so transparentes über-irdisches Blau wie das, das am westlichen Horizont schimmert, auch nicht. Die ganze Stadt ist wie verzaubert, sie entfaltet ihr ganzes irreales Potential in diesen durchsichtigen Nächten, sie schwebt irgendwo zwischen Erde und Himmel, zwischen Wahrheit und Trugbild, durch diese Stadt gehen heißt sich in einem Märchen bewegen. Diese Stadt muss irgendjemand erfunden haben und wir sind Figuren, die darin umherlaufen wie es dem Dichter gefällt. Vielleicht weil die Luft so klar ist, weil sie so sanft ist, weil sie so frisch ist, weil sie zum Schlürfen ist. Weil der Abend bis zur Ewigkeit dauert, weil die helle Nacht die Stadt verwandelt in einen Traum.
Mehr denn je verstreicht hier eine eigene Zeit; wenn hier eine Stunde vergeht, vergeht woanders vielleicht ein Tag oder ein Jahr, während wir die Lichter am Hafen betrachten, sind sie woanders tausend Mal an und wieder aus gegangen, während wir nachtwandeln im Schein orangener Laternen, sind die Menschen woanders tausend Mal in Schlaf gesunken und wieder aufgestanden.
Wir fahren auf einem großen Schiff am Horizont und das Schiff bewegt sich auf einem Luftpolster, ohne Lärm, ohne Technik, dank einer dem Rest der Welt unbekannten Form von Energie, wir betrachten still den Abendstern, wir haben die hektische Welt da draußen abgehängt, wir schweben im Traumraum.

Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass die Schnaken auch durch den dicksten Jeansstoff stechen, dass sie aus den Salzwiesen herbeifliegen, das ist zu vermuten, aus irgendwelchen alten Sümpfen. Wer weiß, ob die Träume von da her kommen.

Wunderbarer Tag

Schon wieder ein wunderbarer Tag, heiß in der Stadt, leichter Wind am Fluss, die Rosen blüben überall in den kleinen Parks, über den Haustüren, einladende Pforten (nur, dass einen keiner einlädt), die Bäume lispeln leise, ihr dichtes Blattwerk leuchtet satt und grün, eine Seerosenknospe scheint auf im morastigen Wasser hinterm Haus, auf den Wiesen muhen die Kühe, vielleicht ist ihnen zu heiß.
Abseits der großen Straßen wunderbare Stille.
An solchen Tagen mag man fast glauben, was die Greifswalder behaupten: Man weint zweimal in Greifswald. Einmal wenn man kommt und einmal wenn man geht.

22.6.05

Zugegeben

Ich gebe es zu, es war einen Tag lang Sommer. Wenn man großzügig ist zwei. Am ersten schön und warm. Am zweiten schwül und heiß. Ich gebe zu, dass ich nach Eis gelechzt und mir diesen Wunsch nicht versagt habe. Das war gestern. Abends dann: Blitz, Donner, Wind und Regen.
Heute ist wieder alles beim alten. Nordostdeutscher Sommer just as usual. Blauer Himmel mit ein paar Wolken, Wind, Kühle. Die Windjacke über dem Leinen.
Der Efeu vorm Fenster taucht das Zimmer in Sommergrün immerhin. Die Abendstraßen sind wie immer still. Aber ich gebe es zu: die Kultur in Greifswald lebt. Nachhaltig. Im Sommer. Am Wochenende Lesung am Fluss, Klosterspektakel in der Klosterruine, Jazz, Dark Wave, Reggae, Mittelaltersmusik, sogar sphärische Dub-Arrangements - laut Programm - sodann das Köppen-Festival (der einheimische von Uni und Köppenarchivhütern verehrte Schriftsteller, nicht mehr lebend, natürlich möchte man sagen), Eine Hand voll Leben = Summercdance auf dem Marktplatz, Jazz und WorldMusic im Innenhof von St. Spiritus, nur: all dieses Open Air ist wahrscheinlich nur mit Wolldecke, Winterstiefeln und Pudelmütze auszuhalten.
Das Bach-Festival unter dem Motto der erleuchteten und scherzhaften "12 " liegt gerade hinter uns, ebenfalls nur mit oben genannter Ausstattung zu genießen, wenn überhaupt, da Zähneklappern das Hörvermögen beeinträchtigt, diesmal nicht wegen waghalsigem Open Air, sondern wegen konventionell kalten Backsteinkirchen und -domen.
Tja, es ist hart das Leben im Norden.
Kühl die Tage, kühl die Kultur, kühl die Herzen.
Es sei denn, es sei einen Tag lang Sommer.........

13.6.05

Regen

Regen.
Nichts als Regen.
Regen.

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12.6.05

Per Anhalter durch die Galaxis

22.30 Uhr, es ist immer noch hell, der Mond schläft schon oder noch im Wolkenbett, eine schmale Sichel am Abendhimmel, ich fühle mich nicht weniger schmal und kalt hier unten auf der Erde, der nördlichen, der echten oder einer Kopie, wer weiß. Kein Raumschiff kommt, worauf ich auch gerne verzichte, denn ich hoffe, dass die Vogonen niemals auf der Erde landen werden, und im übrigen sympathisiere ich mit Marvin.
Was ich vom neuen Anhalter durch die Galaxis (Hitchhiker's Guide to the Galaxy) halten soll, weiß ich nicht, Enttäuschung wie immer, wenn ein Buch verfilmt wird, außer vielleicht beim alten Film aus den - was war’s – den Siebzigern? Achtzigern? Jetzt jedenfalls: Ford Prefect zu nett, der ängstliche Arthur nicht übel und Beeblebrox herrlich schrecklich. Marvin in Weiß allerdings: Einfach lächerlich. Trillian in Beeblebrox‘s Unterwäsche: sexy.
Ich kann mich nicht erinnern: Waren die Vogonen in den Anhalter-Bänden wirklich so hässlich? Und die beiden Mädchen, die das Computer-Orakel befragten, kamen die dort überhaupt vor? Und welche Bände haben sie da im Film überhaupt zusammengemixt? Ich muss mir das Original holen; eins jedoch weiß ich ohne die bedruckten Seiten: So heiß kann Beeblebrox nicht gewesen sein. So doof allerdings schon.
Ich weiß nach wie vor nicht, was ich vom Film halten soll ... Der Delphin-Anfang jedenfalls war zu blaukitschig, aber vielleicht doch Douglas Adams-mäßig. Ganz sicher Douglas Adams-mäßig war jedenfalls, dass die Animationen - deren faszinierendste und schönste die Fabrik ist, in der die Planeten fabriziert werden - nur der Hintergrund sind, nur die Folie, auf der Arthur, Ford Prefect, Trillian und Beeblebrox mit dem Unwahrscheindlichkeitsdrive durch’s Universum rasen, gejagt von den hässlichen Vogonen mit ihren unglaublich hässlichen unglaublich eckigen Raumschiffen – bis zu den Produktions-Sphären von Slatibartfass .... das Wunderbare an diesem Anhalter: er ist trotz der zeitgenössischen Computereffekte ein herrlich altmodischer Film.
Wenngleich man gern mehr gelacht hätte. So wie an der Stelle, an der Marvin die Prespektivenwechsel-Waffe auf die Vogonen richtet, woraufhin sie depressionsbedingt zu Boden gehen. Oder an der Stelle, an der ich zu spät lachte, dafür aber nachhaltig: Beeblebrox will die Perspektivwechsel-Waffe oder besser gesagt Perspektivenübernahmewaffe auf Trillian richten und sie sagt:"Bei mir nutzt das nichts, ich bin schon eine Frau."
Morgen gehe ich in einen altmodischen Buchladen und verlange den echten Anhalter durch die Galaxis, aber im Original, den, auf dem draufsteht: DON’T PANIC!
p.s. und leider werden wir nicht nur nie erfahren, was der Sinn von allem ist, sondern auch, was Douglas Adams von dem Film gehalten hätte....

9.6.05

Kühl und sonnig

Kühl und sonnig und so abgeschnitten von der Welt wie eh und je.
Aber virtuell sind wir überall und hören gute Nachrichten von jenseits über den Bergen: Afghanistan hat jetzt eine Gouverneurin: "Habiba Sarabi was appointed by President Karzai to run the province of Bamiyan" - ach die zerstörten Statuen! - und Die italienische Geisel Clementina Cantoni ist frei! Sometimes there are good news.

8.6.05

CDF-Licht und Benedikt XVI

Lange Schatten auf den Grasflächen, durch die Bäume schimmert Caspar-David-Friedrich Licht, als käme es direkt aus dem Paradies. Hätte Adam und Eva wohl gefallen, dieses abendliche Honiglicht, aber Papst Benedikt XVI ehemals Kardinal Ratzinger gefiele es wahrscheinlich weniger ... dieses Paradieslicht, das romantisch stimmt, das die Seele sanft macht und Körper und Herzen auf Paradiesgedanken bringt, und sie sind von ganz und gar nicht "theologischem Charakter", und ihnen gefällt die "anarchische Freiheit" und sie handeln ganz und gar nicht gegen die Natur der Liebe , wenn sie sich aneinanderdrängen, und sie freuen sich über den Segen der Verhütung und wir sind froh, dass wir im 21. Jahrhundert leben, in dem manche noch nicht angekommen sind, aber wir sind da und wissen was wir tun, den 68-ern sei Dank.
p.s. andere berichten anderes von o.g. herrn

7.6.05

Wer ist Anna?

Übrigens, wer ist eigentlich Anna?

Romantisch

Romantisch rauschen die Bäume vor den Backsteinkirchen. Die Straßen der Altstadt liegen still und leer. Graue Wolkendecke am Himmel. Wieder einmal: Greifswald so gut wie tot?
Autos allerdings auf den großen Straßen, die letzten Heimkehrer vielleicht.
Der Rest der Welt ist ganz weit weg. Auf einem anderen Kontinent. In einer anderen Zeitdimension.
Hier fließt die Zeit träge, unaufgeregt, das Leben zieht vorüber und eh man sich's versieht, ist's vorbei.

2.6.05

Im Osten nichts Neues.

Im Osten nichts Neues. Mehr ist nicht zu vermerken für denheutigen grauen Tag. Außer ein paar Regentropfen.

1.6.05

Europa was nun?

Frankreich, die Niederlande: Die Wähler sagen Nein zur EU-Verfassung. Herr Schröder sagt: Ratifizierungsprozess muss dennoch weitergehen. Aber klar doch. Uns fragt ja, wie immer, sowieso keiner. Aber Information wär auch schon was. Wir wissen so wenig.
Die Infos müssen wir uns wohl selber suchen.
Man könnte bei Wikipedia nachschlagen. Oder sich richtig anstrengen, nur wann?
Vielleicht arbeiten wir lieber gleich an einer echten Demokratie: Wir wollen zu allem und jedem befragt werden!
Aber da fällt uns wieder die mangelnde Zeit an. Also gut: wir wollen zu allem Wesentlichen befragt werden. Ab sofort!
Die Entscheidung würde dem und der einen oder anderen bestimmt nicht gefallen, aber was soll's. Wenigstens müssten wir dann nicht dauernd auf der Regierung rumhacken, das wird ja langweilig allmählich;)

Wolken

Wolken, 12 Grad, das Geld liegt nicht auf der Straße und keine linke Partei am Horizont. Oder doch?

Einfach zynisch

Endlich ist das Rätsel geklärt, weshalb es in Deutschland - und sicherlich nicht nur im Osten - keine Arbeitsplätze mehr gibt, keine Möglichkeit, die mageren Gehälter (wiederum im Osten) aufzubessern: es bedurfte nur einiger Telefonanrufe. Überall wird dasselbe Lied gesungen: es ist überall schon einer da, der die Arbeit macht irgendwie: Zweiter Arbeitsmarkt, ABM, Dritter Arbeitsmarkt - das kannten wir ja schon zur Genüge - aber jetzt: der 1 Euro Job. Erfreut sich großer Beliebtheit. Zumindest bei den Nutznießern. Und beim Arbeitssklavenverleiher. Der Staat hat sein Problem im Sozialarbeitsbereich gelöst. Er wird großzügig auf die Zivildienstleistenden verzichten, er hat ja jetzt die 1-Euro-Jobber. Auch die Pflegedienste freuen sich, auch die Wirtschaft. Toll, oder? Eine schöne Erfindung der Grünen. Wunderbar ausgeführt von Rot-Grün. De neuen Farben des Arbeitsglücks.
Die anderen Löhne werden sich wohl angleichen mit der Zeit. Wozu brauchen wir überhaupt noch einen ersten Arbeitsmarkt?
Kommentar: Einfach zynisch.