11.5.12

"Filmens Helte" beim Nordischen Klang

manchmal klingt der nordische Klang so an einem vorbei, dass alles schon verklungen ist, wenn man die Ohren endlich weit aufmacht. heut abend wird ja wohl erst mal die popnacht erklingen im Theater mit Eduardo and his Brazilian Aeroplane und Czesław Śpiewa - wird wohl, dem Programm nach zu vermuten - spaßig sein. Wovon wir aber sicher wissen, dass es Spaß gemacht hat: Das war der dänische Stummfilmm "Filmens Helte" von 1928, Regie Lau Lauritzen. Die Helden, da waren Pat und Patachon, die einfach köstlich waren in dieser alten Klamotte, die von Putensen zum Klingen gebracht wurde.
Ein Glück, dass der Nordische Klang DIESEN Film bekommen hat; wie Frithjof Strauß zur Einleitung sagte: die alten 35 mm Kopien sind kaum noch zu bekommen - und die Dänen selbst wundern sich darüber, dass heutzutage noch jemand Pat und Patachon-Filme sehen will.
Zum Stummfilm: Im Film wird ein Film gedreht, ein Western mit zwei "wahren" Schauspielerhelden, zwei angesagten Stars, in die sich die beiden Töchter des Produzenten verliebt haben. Was dem Produzenten und Papa der beiden jungen Damen mehr als missfällt. Der Regisseur des Film-Films erklärt dem Produzenten im Gespräch über die beiden Stars, nur er habe Stars aus ihnen gemacht - und er könne aus JEDEM solche Stars machen. Diese Idee greift der Produzent auf: Er entlässt die beiden Star-Schauspieler und beauftragt den Regisseur,  sofort aus zwei beliebigen Typen neue Stars zu machen. Und im Wartezimmer vor dem Büro des Regisseurs sitzen schon jede Menge Anwärter auf die Rollen, unter ihnen Pat und Patachon. Was diese Beiden allein in den Wartezimmer-Szenen an humoristischen Einlagen zeigen, ist allein den Besuch des Films schon wert.
Aber es kommt noch besser. Natürlich werden ausgerechnet die Beiden ausgewählt: der große Dünne mit der wunderbar modellierten Nase und der kleine Dicke mit dem naiven Blick eines freundlichen Simplicissimus. Ein herrliches Paar mit einem Mienenspiel, das unglaublich erheitert. Und nun nimmt das Unheil seinen Lauf. Der Regisseur versucht verzweifelt, eine geeignete Rolle für sie zu finden. Sie werden kostümiert als Scheichs, Ägypter, feurige Spanier. Entsprechen versuchen sie ihre Rolle zu spielen. Sie tanzen wie die Pharaonen - mit der Grazie von Enten. Es ist einfach köstlich! Schließlich bekommen Pat und Patachon die Western-Rolle - und was sie mit Messern, Lasso und Pistolen anstellen, spottet jeder Beschreibung. Die Beiden sind auf solch eine rührende Weise komisch, dass man auf der Stelle Stan und Olli vergisst.
Der eigentliche Gegenpart zu Pat und Patachon im Film sind die Töchter des Regisseurs (Die realen Namen sind uns entfallen). Sie spielen mit solch einer Frische, einem Charme und einer Komik - man muss sie einfach gesehen haben, wie sie sich aus reizenden Töchtern, die ihren Vater mit einem Lächeln um den Finger wickeln, zu trotzigen Matrosen verwandeln (andere Kleider haben sie in der betreffenden Szene leider nicht gefunden).

Der Film im Film, das Westerndrama wird schließlich zu Ende gedreht. Es ist Premiere und es kommt, wie es kommen musste: An den dramatischsten Szenen lacht das Publikum am Lautesten. Was soll es auch anderes tun bei der Showdown-Szene,  wenn der Große den Kleinen mit der Pistole bedroht, und der sie immer wieder mal kurz mit der Hand beiseite schiebt, weil er grade was aus seiner Hosentasche holen muss, wobei ihn die Pistole behindert .... und wenn die Helden kurz darauf beide tödlich getroffen über die Bühne schwanken, es endlich schaffen, sich auf den Boden fallen zu lassen und zum Abschluss auf unnachahmliche Weise mit den Beinen zu zucken, wobei sie ihr eigener Schwung  nach oben in die Luft reißt...
Der Regisseur betrinkt sich, der Produzent verfällt dem Trübsinn und das Publikum lacht. Pat und Patachon,die der Premiere beiwohnen, verlassen unglücklich das Theater und fürchten sich vor der Rache des Produzenten .... Aber natürlich wird alles gut, der Film wird ein Riesenerfolg und der Produzent bietet den beiden Helden einen 20-jährigen Vertrag an. Aber die wollen erst noch mal drüber nachdenken und gehen Hand in Hand davon ....

Ja, das klingt jetzt vielleicht alles etwas wirr und wir können nicht alles erzählen hier, das wäre auch langweilig, aber was wir eigentlich sagen wollen: wir haben uns köstlich amüsiert.